
Das Coronavirus versetzt uns in Angst und Schrecken. Doch können Viren den Menschen auch behilflich sein? Wie können wir sie uns zunutze machen?
Viren spielen in der Immuntherapie eine vielversprechende Rolle. Aber nicht nur dort…
Ebola – das gefährlichste Virus der Welt
Erst kürzlich, am 12. Februar 2020, veröffentlichte die Zeitschrift Science Daily einen Artikel mit dem Titel „Wissenschaftler finden Verbündeten im Kampf gegen Hirntumore: Ebola“. Ich war sofort interessiert.
Seit vielen Jahren suchen Ärzte und Wissenschaftler nach einer Möglichkeit, Glioblastome wirksam zu bekämpfen. Glioblastome halten leider sehr schlechte Prognosen für den Patienten bereit. Sie haben den höchsten Schweregrad, den die Weltgesundheitsorganisation vergibt (WHO-Grad 4), die Überlebensrate liegt nur bei gut einem Jahr. Die gängigen Therapien waren bisher wenig erfolgsversprechend.
Nun sollen laut des Science Daily-Artikels Wissenschaftler der Universität Yale eine Möglichkeit gefunden haben, diese Art von Hirntumor mit Hilfe des Ebolavirus zu bekämpfen. Natürlich werden die Patienten nicht mit dem hochansteckendem Virus infiziert. Erste Tierversuche haben gezeigt, dass ein Protein des Ebolavirus helfen kann, die Glioblastomtumore gezielt abzutöten. Die Idee der Forschergruppe ist, ein genetisch verändertes Virus bei Operationen in das Gehirn des Patienten einzusetzen, um den Tumor zu zerstören und das Wiederauftreten zu verhindern.
Wenn du Interesse an Details hast, findest du hier hier den wissenschaftlichen Artikel dazu im Journal of Virologe.
Auch in Deutschland wird geforscht
Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg forscht mit seiner „Klinischen Kooperationseinheit Virotherapie“ daran, onkologische Viren zu entwickeln. Das sind Viren, die im Kampf gegen Krebs unterstützen können.
Die Wissenschaftler nutzen unter anderem Stämme von Masernviren. Die Viren tragen therapeutische Gene und infizieren gezielt Tumorzellen, wo sie sich vermehren und damit das Absterben des Tumors verursachen. Die in die Tumorzelle eingeschleusten Gene sorgen dafür, dass das menschliche Immunsystem die Tumore erkennt und zusätzlich eine Immunantwort geben kann. Das hilft beim Abbau der entarteten Zellen und kann deren Neubildung schnell entgegenwirken.
Ich habe dazu ein sehr interessantes Interview mit dem Krebsforscher Prof. Dr. Dr. Guy Ungerechts gelesen. Er forscht an der Virotherapie. Lies doch mal rein: Zum Interview
Viren gegen Bakterien
Im Kampf gegen multiresistente Bakterien können die Phagen helfen. Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien zum Platzen bringen können. Der Phage heftet sich an das Bakterium an und injiziert seine DNS. Die Bakterienzelle produziert neue Phagen bis der Platz in ihrem Inneren nicht mehr ausreicht und die Phagen freigesetzt werden. Diese greifen weitere Bakterien an. Der Kreislauf wiederholt sich so lange, bis das spezielle Bakterium nicht mehr verfügbar ist und der Phage keinen Wirt mehr hat.
Doch es gibt Licht und Schatten: Jeder Phage wirkt nur gegen ein bestimmtes Bakterium. Einerseits ist das ein Vorteil, da der Phage abstirbt, wenn das krankmachende Bakterium nicht mehr im Körper ist. Andererseits sind die Studien zu den Tests, ob das entsprechende Virus tatsächlich als Medikament eingesetzt werden kann und spezifisch gegen das Zielbakterium wirkt, recht teuer.
Viren im Alltag
Viren werden in den verschiedensten Bereichen eingesetzt, nicht nur in der Medizintechnik.
So gibt es beispielsweise seit einigen Jahren schon Bestrebungen, Viren für die Herstellung von Batterien einzusetzen: möglichst klein, möglichst leicht und möglichst leistungsstark. Und das ohne giftige Chemikalien. Klingt vielversprechend, oder? Der Spiegel hat bereits 2013 darüber berichtet.
Auch die oben erwähnten Bakteriophagen haben Potenzial zu mehr. Lebensmittelhersteller wollen mit ihnen die Lebensmittel haltbarer machen und so ihre Kunden vor möglichen Infektionen wie zum Beispiel mit EHEC aus überreiften Lebensmitteln, Listerien aus Rohmilchkäsen oder Salmonellen aus Räucherfisch schützen.
Mein Fazit aus meiner Recherche: Ja, ein Virusausbruch macht Angst. Und ich möchte die derzeitige Situation bezüglich des Coronavirus auf keinen Fall verharmlosen.
Doch in vielem Schlechten steckt manchmal auch etwas Gutes. Hoffentlich können wir bald mit Hilfe von Medikamenten und Impfungen gegen das Coronavirus vorgehen und eventuell, wie bei den Beispielen zuvor, auch etwas Nützliches in ihm finden.
Pass auf dich auf!
Sehr interessant! 😉
Super Artikel. Sehr interessant.