Homo deus – von Mensch zu Gott

Wie verleiht der Mensch seiner Welt einen Sinn? Wie weit kann er sich mit Hilfe der Technik optimieren? Wird der Mensch gottgleich? Yuval Noah Harari versucht mit seinem Buch Homo deus diesen Fragen nachzugehen. Das Buch ist ein Sachbuch – kein Roman, keine fiktive Geschichte. Gibt es damit auch kein Happy End?

Homo deus Buchcover, Quelle: https://www.ynharari.com/de/

Zwei Kerngedanken durchziehen das Buch

Der Mensch ist auf der Suche nach Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit. Und Emotionen und damit das menschliche Bewusstsein sind nichts weiter als Algorithmen. Aber dazu später mehr…

Wie wir wurden, wer wir sind

Im ersten Teil des Buches erklärt Harari, wie sich der Homo sapiens zu dem Menschen entwickelt hat, der er heute ist. Harari ist Historiker und Philosoph. Er lehrt Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Dementsprechend detailliert, ausgefeilt und tiefgründig sind seine Betrachtungen. Er beschreibt, wie sich der Mensch im Miteinander verändert hat, wie Wirtschaftssysteme gewachsen sind oder welchen Einfluss die Entstehung der Schrift und die Einführung des Geldes hatten. Auch die Sicht auf Krieg, Krankheit oder den Glauben an Gott spielen eine Rolle.

Sind Menschen organische Algorithmen?

Im Verlauf des Buches greift Harari die These auf, dass Entscheidungen lediglich biochemische Prozesse sind. Er folgert, Menschen seien organische Algorithmen und der freie Wille existiere nicht, es gäbe kein authentisches Ich. Eine sehr gewagte These, wie ich finde. Doch worauf stützen sich letztendlich unsere Entscheidungen? Auf Daten, Statistiken und Trends? Harari führt als Beweis die Quantified Self Bewegung an. Wir tracken unseren Schlaf, unser Fitnesslevel, unsere Ernährung. Der Mensch strebt nach Optimierung und die Biotechnologie sowie die Computertechnik leisten ihre Beiträge.

Techno-Humanismus und Dataismus

Harari sieht zwei mögliche zukünftige Entwicklungen für den Menschen: den Techno-Humanismus und den Dataismus.

Beim Techno-Humanismus geht es vorrangig um die Optimierung des menschlichen Körpers. Mit Hilfe der Biotechnologie wird der Mensch zum Homo deus, mit menschlichen Merkmalen und optimierten körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Es gibt bereits Sensoren, die unsere Blut- oder Insulinwerte überwachen, das Militär liebäugelt mit KI und Exoskeletten, die den Soldaten leistungsfähiger machen und man kann sein Erbgut mit DNA-Tests auf mögliche Krankheiten untersuchen lassen, die wir vielleicht einmal bekommen. Wie weit sind wir also noch entfernt vom Techno-Humanismus? Der feine Unterschied liegt in der Anwendung der uns zur Verfügung stehenden Technologien. Wir nutzen sie, um zu heilen. Um Leid zu mildern. Nicht, um zu optimieren. Doch was passiert, wenn der technische Fortschritt unsere Wünsche manipulieren kann?

Der Dataismus stützt sich auf die Computertechnologie. Grundlage sind die Daten. Wenn Wünsche durch biochemische Kettenreaktion entstehen, wenn das menschliche Bewusstsein nur Datenströme sind, dann reduziert sich das gesamte menschliche Leben auf Daten und wir werden manipulierbar, ja sogar ersetzbar. Die Globalisierung, der freie Markt, die wissenschaftliche Community etc. erhöhen den Fluss von Daten. Daten sind die wertvollste Ressource des 21. Jahrhunderts und haben Google, Facebook und Co. zu einem Vermögen verholfen. Wir gehen nicht mehr zum Flirten in den Club. Wir lassen uns aufgrund unserer Persönlichkeitsprofile auf Onlineplattformen mit potenziellen Partnern matchen. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, kaufen wir Dinge nicht, weil wir sie schon immer schön fanden, sondern weil sie uns schon länger in unseren Werbe-Feed eingespielt werden. Vielleicht bist du eine Ausnahme in diesem Trend. Aber es ist schwer, sich dem gänzlich zu entziehen. Harari zieht aus dieser Entwicklung den Schluss, dass der Dataismus den Humanismus und damit auch die Demokratie ablöst. Letztlich werde der Mensch vom Internet der Dinge ersetzt.

Doch sind wir uns da sicher?

Alles in Allem sind das steile Thesen und nicht sehr rosige Aussichten für uns Menschen. Doch ist es sicher, dass sich das menschliche Bewusstsein auf Datenströme reduzieren lässt? Können uns Computeralgorithmen unsere Entscheidungen abnehmen? Ich denke, das Leben ist nicht nur ein Treffen von Entscheidungen. Ein Algorithmus hat kein Bauchgefühl. Und wo bleibt der Genuss?

Auch beim Techno-Humanismus bin ich etwas skeptisch. Mit Hilfe der Biotechnologisch ist viel möglich. Aber jeder Eingriff in das menschliche System hat Folgen. Crispr zum Beispiel gilt als Wunderwaffe in der Gentechnik. Doch verändert man hier ein Stück Erbgut, kann es dort ungewollte Folge haben. Noch komplizierter stellt sich die Beeinflussung des menschlichen Willens dar. Menschen sind physisch annähernd gleich, aber psychisch sehr verschieden. Das Bewusstsein ist geprägt von den individuellen Interaktionen mit der Umwelt und jedes Individuum reagiert anders auf mögliche Manipulationen.

Mein Fazit

Das Buch ist sehr lesenswert. Es regt zum Nachdenken an. Aber die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen. Davon bin ich überzeugt und darüber bin ich sehr froh. Wie denkst du darüber?

Bleib neugierig!

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