
Was ist das Besondere an deinem Nachhilfeinstitut? Wo liegt die Innovation?
Viele Nachhilfeinstitute vermitteln nur Nachhilfe, ohne Besonderheiten. Einige Anbieter haben Institute in den Städten, in denen die Schüler in Gruppe arbeiten. Andere Institute bieten die Nachhilfe beim Schüler zu Hause an. Und dann gibt’s mich!
Ich biete ebenfalls Nachhilfe vor Ort beim Schüler an. Aber das Besondere an meinem Unterrichtskonzept ist der Einbau von Gedächtnistraining. Der Unterricht soll so ohne Druck gestaltet werden und den Bedürfnissen des Schülers entsprechen. Durch das Gedächtnistraining werden die Ergebnisse, also die Noten, besser. Vor allem aber erfahren die Schüler, dass das Lernen Spaß machen kann. Das ist wichtig. In der Schule lernen sie, dass es um gute Noten geht. Darum geht es aber eigentlich nicht. Lernen soll spannend und interessant sein. Schließlich lernt man für’s Leben, wie man so schön sagt. Man lernt, weil man später mit seinem Abschluss etwas machen möchte, nicht für gute Noten.
Warum ist das Gedächtnistraining so wichtig?
Das Gedächtnistraining vermittelt den Spaß in der Nachhilfestunde. Die Übungen lockern die Stimmung auf, was insbesondere schüchternen Schülern hilft. Gedächtnistraining fördert außerdem die Konzentration und auch die Merkfähigkeit.
Es gibt verschiedene Lerntypen. Der eine lernt besser, indem er sich etwas aufschreibt oder viel farbig markiert. Der andere lernt besser, wenn er den Unterrichtsstoff vom Lehrer hört und darüber reden kann. Der dritte kann nicht stillsitzen und braucht ausreichend Pausen und Bewegung beim Lernen. Und so weiter… Mit dem Gedächtnistraining werden alle Sinne angesprochen und trainiert. Bei Bedarf kann dann die optimale Lernmethode auf den jeweiligen Schüler angepasst werden.
Kannst du ein Beispiel geben oder eine typische Situation beschreiben?
Wenn sich der Schüler beispielsweise an einer Matheaufgabe festbeißt, macht es wenig Sinn, 90 Minuten durch zu lernen und zu grübeln. Vielleicht fühlt sich der Schüler sogar unter Druck, ohne dass der Lehrer das so richtig bemerkt. Hier hilft eine kurze Pause und eine Konzentrationsübung. Eine motorische Übung könnte so aussehen: Einfach mal mit dem Lehrer 5-6 Minuten Softball hin und her spielen. Das vertreibt die Müdigkeit und vor allem wird durch die Bewegung der Körper und der Kopf besser durchblutet und bekommt frische Energie. Außerdem hilft solch eine Übung den meisten Schülern, um aus der sogenannten Schüler-Lehrer-Situation rauszukommen. Das erzeugt oft Anspannung und Druck beim Schüler. So aber macht der Schüler die Erfahrung, dass der Lehrer mit ihm auf Augenhöhe ist und für ihn da ist. Die Verknüpfung einer solchen Situation mit dem Lernen ist wichtig und stärkt das Selbstvertrauen des Schülers.
Warum setzt du in Corona-Zeiten nicht auf digitalen Unterricht?
Digitalen Unterricht bieten wir auch an, weil es ja manchmal einfach nicht anders geht. Mir ist aber grundsätzlich wichtig, dass die Lehrer zu den Schülern nach Hause kommen, weil sie, vor allem während Corona, den Kontakt zum Nachhilfelehrer brauchen. Der Lehrer ist oft wie ein Schulkamerad. Er geht auch mal auf andere Themen ein oder hat ein paar nette Worte parat. Außerdem kann er vor Ort das Lernen einfach besser vermitteln. Wenn man nur in eine Kamera spricht, kann es passieren, dass der Schüler nicht mitgenommen wird. Insbesondere jüngere Schüler bis zur fünften oder sechsten Klasse lassen sich leicht ablenken. Vor Ort können sie besser für den Unterricht begeistert werden.
Kommen wir zum Gesicht hinter der Heurekaaa! GmbH. Was hast du vor der Gründung gemacht? Was war deine berufliche Ausbildung, dein Werdegang? Wo kommst du her?
Ich habe Politik, Jura und Psychologie als Magister studiert. Während des Studiums habe ich angefangen, selbst Nachhilfe zu geben. Ich war auch Zivi im Kindergarten. Ich habe immer schon eine Affinität zum Bildungsbereich gehabt. Und mit Kindern und Schülern zu arbeiten, hat mir damals schon viel Spaß gemacht. Das ist einfach eine lustige Angelegenheit.
Während der Nachhilfe für Latein ist mir aufgefallen, dass es für diesen Bereich eine hohe Nachfrage gibt. Der zweite Punkt war die Beobachtung, dass sich Schüler, die in die Nachhilfe kommen, oft nur schlecht konzentrieren können
Da kam mir meine psychologische Ausbildung zugute und ich bin darauf gekommen, dass es ja Methoden gibt, um die Konzentration zu stärken. So entstand die Idee von der auf Gedächtnistraining gestützten Nachhilfe.
Wie würdest du dich selbst schreiben?
Puh, das ist eine schwierige Frage. In der Nachhilfe bin ich der Spaß-Onkel, der Quatsch mit den Kindern und Schülern macht. Deswegen glaube ich, bin ich bei den Schülern immer ein ganz beliebter Gast gewesen. Ansonsten sollte man als Nachhilfelehrer oder Lehrer insgesamt sehr geduldig sein. Ich glaube, das bin ich auch.
In Bezug auf die Kundenkontakte mit den Eltern geht bin ich sehr verbindlich. Es ist mir wichtig, dass alle zufrieden sind. Für die Eltern ist oft schnelle Hilfe und ein auf die Bedürfnisse ihrer Kinder abgestimmt passender Lehrer wichtig. Ich glaube, dass ich ein gewisses Talent habe, mit Menschen zu reden. Das macht mir Spaß und ist irgendwie auch mein Antrieb.
In der Firma hilft mir meine Vielseitigkeit und meine Kommunikationsfreude. Ich mache vieles selbst. Leute ansprechen und nachfragen ist für mich wichtig, wenn ich irgendetwas nicht verstanden habe, aber gerne verstehen möchte. Neugierig bin ich also auch (lacht).
Wie startest du in deinen Arbeitsalltag und wie schaffst du es, am Abend abzuschalten?
Ich starte relativ spät in den Arbeitsalltag. Das ist das Feine am Selbstständig sein. Meist bin ich zwischen 10 und 11 Uhr im Büro. Dafür arbeite ich am Abend sehr lang. Wie starte ich in den Arbeitstag? Ich schau meine E-Mails an, beantworte die meisten Sachen und mache mir meinen Kaffee (lacht). Und falls mir spannende Sachen eingefallen sind, schreib ich die nochmal schnell auf. Ich bin ein Ideensammler. So gut wie jeden Tag habe ich neue Ideen. Die muss ich dann natürlich sofort notieren, bevor ich sie wieder vergesse.
Wie schaffst du es, am Abend abzuschalten?
Ja, sehr schwierig. Meistens eher schlecht als recht. Ich versuche abends nochmal längere Strecken zu Fuß zu gehen. Das hilft mir beim Abschalten. Und Musik hören, das hilft auch ganz arg und ist sehr wichtig für mich. In der Bahn trifft man mich eigentlich nie ohne Kopfhörer.
Vom Lehrer zum Unternehmer: Wie war der Start in die Selbstständigkeit für dich?
Anfangs ein bisschen schwierig. Aus der Universität und von meinen Eltern habe ich die klassische Karriere als Angestellter erlebt und wusste eigentlich gar nicht, was da auf mich zukommt. Mich haben in einem gewissen Maße die Arbeitsweise und die damit verbundene Freiheit der Freiberufler interessiert. Das fand ich ansprechend. Aber am Anfang ist es natürlich schwierig gewesen: Kunden akquirieren, Vertragliches regeln oder auch mal nachfassen, wenn etwas nicht gepasst hat. Ich musste mir am Anfang viel selbst beibringen, die Buchhaltung selbst machen, Rechnungen schreiben natürlich, Werbematerialien erstellen und so weiter und so weiter. Mit der Zeit habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut, mir Unterstützung geholt und bin so insgesamt viel professioneller geworden. Empfehlen kann ich die Beratungen der IHK oder auch von der Stadt München gibt’s einige Angebote. Das hat mir sehr viel geholfen.
Was hättest du als Gründer gern vorher, also vor dem Gründen über das Gründen gewusst?
Es gibt eigentlich viele Sachen, die wirklich nah an der Realität sind und die ich schon gewusst habe. Aber allein diese Nächte, die man so im Ungewissen schwebt und nicht weiß, wie sich die Firma weiterentwickelt wird oder kann… Oder auch jetzt während Corona gibt’s natürlich Zeiten, wo man nicht abschätzen kann, was da passiert. Ich hätte mir gewünscht, dass ich diese unsicheren Zeiten mehr im Fokus gehabt hätte. Andererseits konnte Corona keiner absehen. Von daher habe ich schon, glaube ich, realistische Erwartungen gehabt.
Wo siehst du Zukunftspotenzial? In Bezug auf die Nachhilfe oder auch in Bezug auf dein Unternehmen? Hast du Neuerungen geplant?
Die Online-Nachhilfe wird sicher präsent bleiben, glaube ich. Zumindest in einer hybriden Form, zusammen mit Vor-Ort-Nachhilfe. Wobei diese auch Grenzen hat. Ansonsten könnte die virtuelle Realität noch einiges an Zukunftspotenzial haben. Die Verbindung von Bewegung im Unterricht, von Sehen und sich wirklich gegenüber sitzen sind Themen, die in Zukunft relevant sein werden, auch für die „Gedächtnis-Nachhilfe“ in meiner Art.
Hast du Projekte geplant, die du in ferner Zukunft umsetzen willst? Von denen du schon erzählen kannst, natürlich…
Ja, interessant finde ich wirklich die VR-Brillen, die teste ich auf alle Fälle und probiere sie mit meinen Kunden aus. Im Moment sind solche Utensilien leider viel zu teuer, um sie wirklich großflächig einzusetzen. Ich glaube, im Moment sind Eltern und Schüler recht erleichtert und wirklich froh, wenn jemand mal vor Ort ist und das ganze Virtuelle und der Distanz-Unterricht erst einmal in den Hintergrund treten. Wenn die Mensch-zu-Mensch-Situation wieder hervortritt und der Kontakt zu den Menschen wieder mehr im Fokus steht, darauf wird derzeit viel Wert gelegt.
Zum Abschluss noch zwei Fragen, zum einen bezogen auf die Lehrer, zum anderen bezogen auf die Schüler Was würdest du angehenden Lehrern gern mit auf den Weg geben?
Lehramtsstudenten oder Lehrern, würde ich mitgeben, dass sie offen bleiben für neue Methoden. Das würde ich mir immer wünschen. Lehrer sollten wirklich bereit sein, sich weiterzubilden, und auch offen bleiben für Digitales. Das wird meiner Meinung nach viel wichtiger in Zukunft. Lehrer brauchen Medienkompetenz und sollten sich mit der Technik auskennen. Daher würde ich ihnen mitgeben: Bildet euch weiter. Nehmt die Angebote an und bleibt offen für Neues.
Welche Botschaft hast du für die Schüler?
Den Schülern würde ich sagen: Bleibt auch neugierig. Aber die haben damit weniger Probleme. Den Schülern würde ich mitgeben: bewegt euch und schaut, dass ihr genügend Abwechslung im Alltag habt.
Vielen Dank, Fabian!